Vögel im Regenwald

1.300 faszinierende Vogelarten beleben den Regenwald

Andenklippenvogel Nationalvogel Peru

Die Vögel im Regenwald des Amazonas lieben das Sonnenlicht hoch oben in den Baumwipfeln. Vom winzigen Kolibri bis zur großen Harpyie bewohnt eine bunt schimmernde Schar den Dschungel. Manche erzeugen die ulkigsten Töne.

In den Baumwipfeln jagt der größte Greifvogel Amerikas nach Affen. Dort nisten exotische Singvögel und hüpfen Tukane von Ast zu Ast. Unten am Boden dagegen hinterlässt der seltsame Hoatzin einen starken Moschusgeruch, während Kolibris emsig von Blüte zu Blüte flattern. Und über allem schweben die Geier.

Den Amazonas-Wald bewohnt eine schillernde Schar unterschiedlichster Vögel: winzig kleine und unglaublich große, leise zwitschernde und laut schreiende. Kein Wunder: Die Vögel im Regenwald des Amazonas bilden eine Vogelwelt für sich. Insgesamt 1.294 Vogelarten haben die Ornithologen dort gezählt.

Tukan: Symbol des Regenwalds

Die meisten Vögel im Regenwald bauen ihre Nester ganz oben in den hohen Bäumen. Zu ihnen gehört der Tukan. Sein nicht zu übersehendes Merkmal ist der riesige, farbige Schnabel. Der hat ihn berühmt gemacht. Jetzt ziert der Tukan nicht nur Müsli-Packungen, sondern wirbt für Restaurants oder Bars. Der bunte Vogel gilt vielen als Symbol für den gefährdeten Regenwald Amazoniens.

Mehr als 40 Arten des Tukans finden ihren Lebensraum in Mittel- und Südamerika. Doch fliegen ist nicht ihre Stärke, lieber hüpfen sie von Ast zu Ast. Denn am freien Flug scheint sie ihr übergroßer Schnabel zu hindern. Dieses Missgeschick wollen sie offenbar mit ihrer Stimme ausgleichen. Und in der Tag gehört der Tukan eindeutig zu den lautesten der Vögel im Regenwald. Zudem tut er sich beim Verzehren von Früchten und Beeren hervor. Dabei zeigt er kleine Kunststücke: Mit der Spitze seines langen Schnabels wirft er Früchte in die Luft, um sie dann wieder aufzufangen und zu schlucken. In diesem Animationsvideo für Kinder sind seine Kunststücke lustig dargestellt.

Die Tukane sind bei Indianern als Haustiere beliebt. Den Forschern aber gibt der große Schnabel Rätsel auf. Lies mehr dazu…

Vögel im Regenwald: eine Expedition

Diese Dokumentation führt uns durch die faszinierende Vogelwelt des Amazonas.

 

Harpyie: mächtiger Greifvogel

Der stärkste Greifvogel Amerikas ist die Harpyie. Dieser Adler ist den europäischen Adlern an Kraft und Größe überlegen. Er ist ein ausgesprochener Urwaldvogel. Nur wenige Beutetiere können diesem mächtigen Greifvogel entkommen, wenn er sich im Steilflug auf sie stürzt.

Besonders die Affen geraten in Panik, sobald die Silhouette einer Harpyie am Himmel erscheint. Denn auf dem Speiseplan des großen Vogels stehen neben Vögeln auch Affen, Faultiere und andere große Wirbeltiere. Wenn die Harpyie sich in den Baumwipfeln auf Affenjagd begibt, zeigt sie mit halsbrecherischen Flugmanövern welch eine Flugkünstlerin sie ist.

Warum heißt der Harpyieadler Dämon des Sturm? Lies mehr dazu…

Aras: Riesen unter den Papageien

Insgesamt gibt es 16 unterschiedliche Ara-Arten. Sie gehören zu den Riesen unter den Papageien. Nicht zuletzt wegen ihres farbenfrohen Gefieders sind die Aras wohl zu den berühmtesten Tieren Amazoniens geworden. So wurde Amazonien auf alten Landkarten als Land der Papageien bezeichnet.

Die Aras gelten als ähnlich intelligent wie die Schimpansen. Wenn sie in Schwärmen auftauchen, scheinen sie stundenlang mit einander zu plaudern. Offenbar lernen einige von ihnen sogar Worte und Sätze der menschlichen Sprache. Manche von ihnen bringen es sogar soweit, mit ihren Züchtern kurze Dialoge zu führen. Nur wenige andere Vögel werden so alt und lernen so viel wie die Aras.

Der Dschungel ist voller Früchte und Kerne. Mit dem kräftigsten Vogelschnabel der Welt knacken die Aras sie alle. Doch manche von ihnen sind giftig. Wie schützen sich die Aras vor den Giften? Lies mehr dazu…

Kolibries: Hubschrauber-Vogel

Die Kolibris widmen sich den ganzen Tag über der Nahrungssuche, denn sie haben einen hohen Energiebedarf. Jeden Tag müssen sie mindestens soviel Nahrung aufnehmen, wie sie selbst wiegen. Da ihre Nahrung vor allem aus dem Nektar der Blüten besteht, haben sie viel zu tun, um satt zu werden. Mit ihren Flugkünsten brechen sie mehrere Rekorde. Sie zeigen Spitzenleistungen beim Flügelschlag und sind die einzigen Vögel, die rückwärts fliegen. Zudem können sie in der Luft verharren und schweben dann langsam in Blütenkelche hinein. Bei ihrem einzigartigen Balztanz zeigen sie Eleganz und Virtuosität. Dazu zwitschern sie mit den Schwanzfedern.

Andenklippenvogel: Nationalvogel von Peru

Die Peruaner haben den Andenklippenvogel (Rupicola peruviana), auch Andenfelsenhahn oder Roter Felsenhahn genannt, zu ihrem Nationalvogel ernannt. Sein auffälligstes Merkmal ist der bogenförmige Federkamm, der vom Hinterkopf bis zum Schnabel reicht.

Der Andenklippenvogel lebt in tropischen und subtropischen Höhenlagen der Anden von Venezuela bis Bolivien. Zur Brutzeit treffen sich bis zu 50 Männchen zur Gruppenbalz. Jetzt kommt die Federhaube des Männchens zum Einsatz. Diese wird nun voll aufgerichtet und gleichzeitig ertönt das laute Rufen des balzenden Männchens. Hat sich ein Paar gefunden, baut das Weibchen in einer Baumhöhle ein schalenförmiges Nest aus Lehm. Dort bebrütet sie zwei Eier.

Die Jivaro-Indianer ahmen die Balz der Andenfelsenhähne nach. Dabei führen sie zeremonielle Tänze aus.

 Hoatzin: ein seltsamer Vogel

Der Hoatzin (Opithocomus hoazin) trägt einen Namen indianischen Ursprungs. Er wird aber auch Stinkvogel genannt. Denn er hinterlässt einen starken Moschusgeruch. Der Hoatzin ist einer der eigenartigsten Vögel im Regenwald am Amazonas: schwerfällig und plump.  Das macht ihn nicht gerade zum Flugkünstler.

Die jungen Vögel sind noch ungewöhnlicher: Sie haben an den Enden ihrer Flügel Krallen. Diese Krallen geben den Vogelwissenschaftlern bis heute Rätsel auf. Die einen sagen, es seien Überbleibsel aus der Reptilien Vergangenheit der Vögel. Für andere sind die Krallen eine spezifische Anpassung des Vogels. Die jungen Vögel nämlich benutzen die Krallen zum Klettern. Wenn sie dann größer geworden sind, bilden sich die Krallen von selbst zurück.

Der Hoatzin ist Vegetarier und ernährt sich vor allem von Blättern. Besonders in den lichten Galeriewäldern in den Tiefen des Amazonas-Regenwalds ist er zu Hause. Wenn er auch nicht besonders gut fliegen kann, so ist er doch ein äußerst guter Schwimmer. Das ist für die Jungvögel meist die Rettung bei Gefahr. Dann versuchen sie nicht davon zu flattern, sondern springen aus dem Nest einfach ins Wasser. Dort lassen sie sich treiben oder schwimmen flussabwärts. Sobald die Gefahr vorüber ist, krabbeln sie ans Ufer, wo sie in Sicherheit sind.

Eulen im Regenwald?

Die Mehrzahl der 250 Eulenarten leben in den Tropen und Subtropen. Ja, Eulen gibt es auch im Amazonas Regenwald. So etwa den Zebrakauz, dessen weiße Streifen in seinem Gefieder an die Streifen eines Zebras erinnern. Er kommt in ganz Amazonien vor, von Kolumbien im Norden über Brasilien bis nach Nord-Argentinien.

Eine ähnliche Verbreitung in Südamerika hat der Sprenkelkauz. Dort bevorzugt auch er die feuchten Tieflandwälder. Seine Stimme wird als klangvolles, froschartiges Gwuo beschrieben. Als „klopfende Eule“ bezeichnet man in Brasilien dagegen den Brillenkauz. Denn seine Rufe erinnern stark an das Klopfen eines Buntspechtes. Dichte Regenwälder von Kolumbien bis Peru und Bolivien liebt die Rio-Napo-Kreischeule. Sie hat ein seltsames Aussehen: zimtfarbene Federn und gelbe Augen.

Vor den Eulen gruseln sich Menschen, andere sehen in ihnen Intelligenz und Weisheit. Warum üben Eulen solch einen großen Reiz auf Menschen aller Kulturen aus? Lies mehr dazu…

Quellen:

  • Heimo Mikkola: Handbuch Eulen der Welt, Stuttgart 2013. Originalausgabe: Owls of the World, Bloomsbury 2012
  • Wikipedia.org: Andenklippenvogel
  • Joann Burger: Wissen neu erleben – Vögel, München 2007. Orignialausgabe: Birds. A Visual Guide, 2006

 

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Über Bernd Kulow 168 Artikel
Als Journalist gestalte ich diese Webseite. Seit 2 Jahren bin ich freischaffender Filmemacher unter dem Namen MANGO-Film. Gearbeitet habe ich für dpa, DIE ZEIT, stern, Frankfurter Rundschau, Hörfunk und Fernsehen. Der Regenwald hat mich von klein auf fasziniert. Mehrfach war ich in Mittel- und Südamerika unterwegs. Dabei hat mich vor allem der Amazonas Dschungel beeindruckt.

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